Editorial im August-September 2023

pfr oblinger

Liebe Leser,

 

wenn Sie diese Zeilen lesen, befinde ich mich bereits im Urlaub, der mich in diesem Jahr wieder nach Frankreich führen wird. Seit der Taufe König Chlodwigs im Jahr 507 wird Frankreich als „älteste Tochter der Kirche“ bezeichnet. Heute ist es seit der Einführung des Prinzips der laicité ein völlig säkularer Staat. Die Volkskirche liegt in Frankreich gänzlich am Boden; gleichzeitig ist dort die Kirche der Tradition sehr stark, und es gibt so viele geistliche Neuaufbrüche wie in kaum einem anderen Land. Ein Blick nach Frankreich kann uns daher zeigen, was in den nächsten Jahren auch auf uns in Deutschland zukommt.

 

Eine Umfrage unter Frankreichs Katholiken vor der anstehenden Weltbischofssynode hat ergeben, dass zwei Drittel der jungen Katholiken eine Frauenweihe ablehnen und sich auch sonst gegen allzu große Änderung in der Kirche aussprechen. Vielmehr soll die Kirche ihrer Meinung nach „ein Leuchtfeuer sein, das in der Dunkelheit den Weg weist“.

 

Der Sommer lädt dazu ein, innezuhalten, seine Gedanken zu sortieren und neue Kraft zu schöpfen. Manch einer tut dies bei einem kühlenden Eis. Die französische Küche ist vielfältiger. Viele schätzen die crême brulée oder die profiteroles. Letzteres sind kleine Windbeutel mit Cremefüllung und Schokoladenüberzug. „Profiterole“ heißt übersetzt „Zugewinn“. Vielleicht sollten wir in den Sommermonaten gerade dieses Wort einmal ins Zentrum stellen. Unseren Alltag mit all seinen Herausforderungen und auch die gegenwärtige Situation in Kirche und Gesellschaft können wir dann bewältigen, wenn wir der Versuchung des ständigen Lamentierens widerstehen und entdecken, was uns unverdient geschenkt wird. Dazu laden eine schöne Landschaft und schönes Wetter genau so ein wie ein schöner Gottesdienst.

 

Ein Leitmotiv des heiligen Ignatius von Loyola lautete „Gott in allen Dingen suchen und finden“. Gehen wir doch im Urlaub in diesem Sinne auf Entdeckungsreise! Entdecken wir die Größe und Schönheit von Gottes Schöpfung! Nehmen wir jeden Tag an als Geschenk aus Gottes Hand! Danken wir Gott für seine Liebe, für seine Menschwerdung, für unsere Erlösung, für die Kirche, in der er lebt und wirkt!

 

Der größte Zugewinn für unser Leben ist der Glaube. Er gibt unserem Alltag und unserer Welt eine zusätzliche Dimension. Möge auch diese Ausgabe des FELS ein kleiner Zugewinn für Sie sein und die hier enthaltenen Artikel Ihrer Glaubensstärkung dienen. Die nächsten Monate werden wieder viel von uns abverlangen und viel Kraft benötigen. Nutzen wir die entspannteren Sommermonate, um aufzutanken.

 

Mit den besten Grüßen

aus Frankreich und aus Marienfried,

Rektor Georg Alois Oblinger

 

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