Glaubenszeugnis Januar 2025

#Anton Spiess

Józef Stępniak

Als „S“ an die Reihe kam ...

 

 

Schon nach dem Abschluss der Grundschule verspürte Józef Stępniak das starke Verlangen, Kapuziner zu werden. 1931 begann er mit 19 Jahren sein Noviziat im Kloster in Nowe Miasto und nahm den Ordensnamen Florian an. Nach den Studien der Philosophie und der Theologie wurde er zum Priester geweiht und anschließend an die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Lublin geschickt, um dort seine Kenntnisse der Heiligen Schrift zu vertiefen. Einer seiner Kommilitonen, Frater Cajetan Ambrozkiewicz, hatte ihn im Studium folgendermaßen beschrieben: „Eine heilige Seele. Er war fest, aufrichtig und fröhlich und schon ein bisschen anders als der Rest von uns, die immer mit unseren Köpfen in den Wolken hingen.“

 

Bei Ausbruch des Krieges am 1. September 1939 war Florian Stępniak in Lublin. Wegen der Verfolgungen durch die Nationalsozialisten versteckten sich viele Geistliche, und es gab niemanden, der die Toten begraben konnte. Mit großem Mut widmete sich Pater Florian dieser Aufgabe, getreu seinem Weihemotto „Wir sind bereit, Dir nicht nur das Evangelium, sondern unser Leben zu geben.“ Trotzdem konnte er nicht lange in Lublin bleiben. Am 25. Januar 1940 verhaftete die Gestapo ihn und die anderen Kapuziner. Mit Mitbrüdern wurde er am 18. Juni 1940 in das KZ Sachsenhausen gebracht und am 14. Dezember 1940 ins Konzentrationslager Dachau. Seine Mitgefangenen nannten ihn dort „geistlicher Vater des Todestrakts“ und „Sonnenschein des Lagers“.

 

Zu den Leiden durch ständigen Hunger kam Krankheit hinzu. Im Sommer 1942 kam Pater Florian ins Lagerkrankenhaus. Nach einigen Wochen wurde er wieder entlassen, jedoch nicht in seinen Block zurückgebracht, sondern als „Rekonvaleszent“ in den „Invalidenblock“ verlegt. Ein dortiger Mitgefangener, Pater Cajetan Ambrozkiewicz, erinnert sich so an ihn: „In unserer unglücklichen Baracke war er wie ein Sonnenstrahl. Einer, der nicht im Lager war, wird es nie verstehen, was für solche noch lebende Skelette, die nur noch auf den Tod warten, ein gutes und tröstendes Wort bedeutet, gerade wenn dieses Wort von einem Kapuziner kam, der keine Angst vor dem Tod zeigte, sondern seine Hände mit derselben Liebe zu ihnen ausstreckte, wie der heilige Franziskus, als er in der letzten Stunde seines Lebens das Lied von Bruder Sonne und Bruder Tod sang.“

 

Gruppen von Häftlingen wurden für den Transport in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz alphabetisch ausgewählt. Als die Reihe an den Buchstaben „S“ kam, wurde auch Florian Stepniak auf einen „Invalidentransport“ geschickt und starb am 12. August 1942 in der Gaskammer. Seine Eltern erhielten die Mitteilung, ihr Sohn sei an Angina gestorben. Florian Stępniak wurde 1999 mit 107 weiteren polnischen Märtyrern des Nationalsozialismus von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

 

Klemens Hogen-Ostlender

 

 

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