Glaubenszeugnis August-September 2023
Benefiziat Augustin Wagner
glaubt an Gott
Im November 1936 hatte Kardinal Michael von Faulhaber ein dreistündiges Gespräch mit Adolf Hitler und Rudolf Heß auf dem Berghof (Obersalzberg). Er kam zu der Überzeugung, dass Hitler zutiefst religiös sei. Er schrieb in einem vertraulichen Bericht: „Der Reichskanzler lebt ohne Zweifel im Glauben an Gott. Er anerkennt das Christentum als den Baumeister der abendländischen Kultur.“
Anfang 1937 notierte Goebbels: „Der Führer hält das Christentum für reif zum Untergang. Will den Primat des Staates auf jeden Fall durchkämpfen. Die Kirchen müssen sich beugen.“
Martin Bormann, ein enger Vertrauter Hitlers, erläuterte am 7. Juni 1941 in einem Geheimerlass das Gottesbild der Nazis: „Wenn wir Nationalsozialisten von einer Gottgläubigkeit sprechen, dann verstehen wir unter Gott nicht, wie die naiven Christen und ihre geistlichen Nutznießer, ein menschenähnliches Wesen, das irgendwo in der Sphäre herumsitzt. […] Die naturgesetzliche Kraft, mit der sich alle diese unzähligen Planeten im Weltall bewegen, nennen wir Allmacht oder Gott.“
Diese Ansicht teilte Augustin Wagner nicht. Weder saß sein Gott in Walhalla, noch steckte er in der Materie, und er war auch kein philosophischer Weltengeist. Er glaubte an den Schöpfer des Himmels und der Erde, an den Vater Jesu Christi, an den Erlöser der Welt, er glaubte an den Heiligen Geist, der Himmel und Erde erfüllt. Vor allem wusste er sich in der Güte Gottes allezeit geborgen.
Geboren wurde Augustin Wagner am 17. August 1898 in Reichenbach (Oberpfalz). Nach dem Theologiestudium in Regensburg wurde er am 29. Juni 1925 zum Priester geweiht. Nach zwei schweren Erkrankungen kam er 1934 nach Ebrantshausen (Lkr. Kelheim).
Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, hatte der Geistliche Ende April 1945 eine weiße Fahne gehisst. Beim Anrücken der Amerikaner holte eine SS-Abteilung ihn aus dem Pfarrhaus. Wagner nahm seinen Mantel und seinen Rosenkranz. Er wusste, dass das für ihn den Tod bedeutete. Vielleicht dachte er an den Text von Heinrich Bone: „Zu dir, o Gott, erheben wir die Seele mit Vertrauen. Dein Volk erfreue sich in dir, wollst gnädig niederschauen. Lass leuchten, Herr, dein Angesicht, erfüll uns mit der Gnade Licht und schenk uns dein Erbarmen.“
In der Nacht zum 28. April wurde er von den SS-Schergen in einem Waldstück hinterrücks erschossen. Wenige Stunden später erreichten die Spitzen der US-Armee das Dorf. Erst am 27. Juni 1945 fand der Waldbesitzer die Leiche. Nur an der Priesterkleidung und an den Schuhen konnte er identifiziert werden. Seine Arme waren über dem Kopf mit Draht zusammengebunden. In den schon auseinanderfallenden Fingern lag der Rosenkranz.
Hermann Rieke-Benninghaus